Mit „One Health“ zum nachhaltigen Gesundheitssystem
In Salzburg kamen Expertinnen und Experten des Gesundheitsnetzwerks SCIANA aus Deutschland, Großbritannien und der Schweiz zum Programmtreffen zusammen. Unter dem Motto „Aus Krisen lernen“ diskutierten sie Ideen für eine krisenfeste Gesundheitsversorgung der Zukunft.
Beim Netzwerktreffen von SCIANA in Salzburg diskutierten Fellows über neue Ansätze für eine Verbesserung der Gesundheitssysteme in Deutschland, Großbritannien und der Schweiz.
Nach der Pandemie haben sich Fellows des Gesundheitsnetzwerks SCIANA erstmals wieder in Präsenz im Veranstaltungszentrum Salzburg Global Seminar getroffen. Die ausgewählten Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen haben bei SCIANA die seltene Gelegenheit, sich fernab ihres beruflichen Alltags sektor- und länderübergreifend mit grundlegenden Fragen der Gesundheitsversorgung zu beschäftigen. Für diesen Zweck haben die Robert Bosch Stiftung, die schweizerische Careum Stiftung und die britische Health Foundation das Netzwerk initiiert. Seit 2022 wird es auf deutscher Seite vom Bosch Health Campus gefördert, einer Neugründung der Stiftung.
Jedes Jahr kommen in einem Auswahlverfahren 18 weitere Führungspersönlichkeiten aus dem Gesundheitsbereich der drei beteiligten Länder hinzu, aus Deutschland waren dies jüngst etwa die Patientenvertreterin Birgit Bauer, Dr. Ulrike Streit, COO der Universitätsklinik Frankfurt und Dr. Alexander Schellinger, Leiter des Bereichs Versorgungsmanagement Entwicklung bei der Techniker Krankenkasse. „Unser erstes Treffen in Salzburg war für mich sehr anregend. Am besten gefiel mir der Austausch mit den Fellows aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Hintergründen. Wir haben viele Ideen und persönliche Erfahrungen ausgetauscht“, sagt Ulrike Streit.
Fachkräfte, Gesundheitskompetenz und Digitalisierung
In Salzburg beschäftigen sich die Fellows mit selbst gewählten „Challenges“. In den kommenden zwei Jahren wollen sie erarbeiten, wie sich ein vernetztes und nachhaltiges Gesundheitsökosystem auf der Grundlage von „One Health“-Prinzipien aufbauen lässt. Unter „One Health“ versteht die Weltgesundheitsorganisation einen Ansatz zur Gestaltung und Umsetzung von Programmen, bei denen mehrere Sektoren zusammenarbeiten, um bessere Ergebnisse in der öffentlichen Gesundheit zu erzielen. Dabei haben die SCIANA-Fellows vor allem die Themen Fachkräfte, Health Literacy (Gesundheitskompetenz) und Digitalisierung in Blick. „Wenn wir über die Zukunft des Gesundheitswesens in Deutschland sprechen, kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass wir von Problemen nur so überrollt werden. Mein erstes SCIANA-Seminar in Salzburg hat ein inspirierendes Gegengewicht dazu gesetzt: ‚OneHealth‘ hilft uns, ganzheitliche Perspektiven zu entwickeln, für die wir als Führungskräfte in Salzburg neue Netzwerke entwickeln“, sagt Alexander Schellinger, Leiter Versorgungsmanagement Entwicklung bei der Techniker Krankenkasse.
Die drei Tage in Salzburg nutzten die Teilnehmenden des neuen, fünften Jahrgangs auch, um Fellows des vierten Jahrgangs persönlich kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Am „Overlap-Day“, an dem sich beide Jahrgänge trafen, gaben die Senior-Adviser Fiona Godlee, Ärztin und ehemalige Chefredakteurin des Journals BMJ und Bettina Borisch von der Universität Genf sowie der Co-Chair José Martin-Moreno von der Universität Valencia Impulse zum Thema „Leadership in a postpandemic world“, also dazu, wie sich Führungsrollen nach der Pandemie verändern müssen. In einem Gedankenexperiment überlegten sich die Fellows zudem, welchen Rat sie hätten, wenn sie im Jahr 2050 lebten und in die Gegenwart zurückkehrten. Sie würde beispielsweise stärker für eine gerechtere Verteilung von Ressourcen auf globaler ökonomischer Ebene und den gleichen Zugang zu Bildung für alle sorgen.
Ein „Vertrag“ für Gesundheit und Wohlbefinden
Bei ihrem ersten Treffen im Mai 2022 hatten sich die Fellows des vierten Jahrgangs bereits für das Thema „Building a new social contract for health and wellbeing“ entschieden. Hierbei geht es darum, wie ein neuer „Gesellschaftsvertrag“ für Gesundheit und Wohlbefinden aussehen könnte, sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene und im Vergleich der drei Länder Deutschland, Schweiz und Großbritannien. Insbesondere spielte eine Rolle, wie auch Bürger:innen an einem solchen „Vertrag“ beteiligt werden könnten. Bei einem Besuch in einem Gesundheitszentrum in Berlin hatten von deutscher Seite zwischenzeitlich Gespräche mit Träger:innen, Ärzt:innen, Pflegekräften und Vertreter:innen der Kommune stattgefunden, die wichtige Impulse für die weitere Gruppenarbeit gaben. Um evidenzbasierte Ergebnisse zu erhalten, sind darüber hinaus Umfragen und Literaturrecherchen geplant.