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Yoga bei Stress und Depressionen

Prof. Dr. Holger Cramer und sein Team vom Robert Bosch Centrum für Integrative Medizin und Gesundheit erforschen die Wirksamkeit von Yoga. In mehreren Studien konnten sie Erkenntnisse gewinnen, inwiefern Yoga bei Stress und Depressionen hilft.

Cornelia Varwig | Juni 2024
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Pexels/Yan Krukov

Zwei große Metaanalysen zeigen, wie Yoga im Vergleich zu anderen Gesundheitsinterventionen abschneidet. 

Subjektiv empfundener Stress wird oft unterschätzt. Dabei ist er ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Unfälle und sogar Krebs – und kann somit lebensbedrohliche Folgen haben, weiß Prof. Dr. Holger Cramer, Wissenschaftlicher Leiter des Robert Bosch Centrums für Integrative Medizin und Gesundheit und Professor am Universitätsklinikum Tübingen. Umso wichtiger ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich Stress reduzieren lässt.

Dazu hat Holger Cramer mit seinem Team die erste Metaanalyse zu Stress und Yoga überhaupt durchgeführt, für die die Forschenden 13 randomisierte, kontrollierte Studien mit über 1000 Teilnehmenden ausgewertet haben. Das zentrale Ergebnis: Es gibt eine gute Evidenz, dass Yoga eine stressreduzierende Wirkung hat. Im Vergleich zu anderen Verfahren wie Achtsamkeitsübungen oder progressiver Muskelentspannung scheinen Yogaübungen allerdings eher für eine kurzfristige Besserung geeignet zu sein, während die anderen Methoden langfristig besser wirken.

In einer zweiten Metaanalyse haben die Forschenden untersucht, ob Yoga auch bei depressiven Erkrankungen wirksam ist. Hierfür haben sie die Daten aus 24 randomisierten, kontrollierten Studien mit rund 1400 Teilnehmenden ausgewertet. Zum einen zeigte sich: Die Depressionsschwere reduzierte sich bei Betroffenen im Vergleich zu passiven Kontrollgruppen. Zum anderen ist Yoga anderen Interventionen wie Hypnose oder Psychoedukation überlegen, wenn es darum geht, aus einer depressiven Episode wieder herauszukommen. Holger Cramer macht allerdings deutlich: „Yoga ersetzt keine leitliniengerechte Behandlung von Depressionen mit Psychotherapie oder Medikamenten. Es kann aber begleitend sinnvoll sein oder dazu dienen, die Wartezeit bis zur Therapie zu überbrücken.“

Yoga hat eine Art Schutzfunktion

Der Psychologe wollte außerdem mehr über die Wirkmechanismen von Yoga wissen. Dazu hat er als Adjunct Professor an der australischen Southern Cross University in Lismore mit dortigen Kolleg:innen eine aufwendige epidemiologische Studie mit Daten aus einer Langzeituntersuchung mit Frauen durchgeführt. Ziel war es herauszufinden, ob Yoga eine Art Schutz bietet, bei negativen Lebensereignissen gar nicht erst eine Depression zu entwickeln. Die Forschenden nahmen an, dass hier vor allem die stressreduzierende Wirkung von Yoga eine Rolle spielt. Die Studie ergab jedoch, dass Yoga direkt hilft und nicht, weil es den Umgang mit Stress verbessert. „Eine mögliche Erklärung ist, dass der meditative Anteil von Yoga dafür sorgt, die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment zu lenken, sodass negative Gedankenkreise durchbrochen werden“, sagt Cramer.

In einer noch laufenden Untersuchung mit der Uniklinik Tübingen, dem Immanuel Krankenhaus Berlin und der Charité untersucht Cramer aktuell, ob Yoga beim Post-COVID-Syndrom sinnvoll ist, dessen häufigstes Symptom eine chronische Erschöpfung (Fatigue) ist. Ärztlich begleitet wird die Studie von Dr. Marcela Winkler, Leiterin der Abteilung für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Robert Bosch Krankenhaus.

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