50 Jahre Spitzenforschung – Institut für Klinische Pharmakologie überzeugt mit Pionierleistungen
- Maßgeschneiderte Arzneimitteltherapie und DNA-Medikamentenpass: Das Stuttgarter Dr. Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie (IKP) ist Vorreiter im Bereich der personalisierten Medizin und Pharmakogenomik
- Das international renommierte Forschungsinstitut feiert sein 50-jähriges Bestehen
- Hochkarätig besetztes Fachsymposium mit internationalen Experten am 7. September 2023
Stuttgart, 31. August 2023 – Das Dr. Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie (IKP) in Stuttgart leistet seit 50 Jahren Pionierarbeit in den Bereichen der personalisierten Medizin und Pharmakogenomik. Forschende untersuchen dabei den Einfluss von Genen auf die Wirkung von Arzneimitteln und entwickeln neue Therapieansätze. Mit mehr als 70 Mitarbeitenden ist es bundesweit die größte Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der Klinischen Pharmakologie.
Zu den jüngsten Erfolgen des IKP zählt das Projekt TAMENDOX: Das Institut entwickelt derzeit ein neues Medikament, das die Therapie mit dem seit über 40 Jahren eingeführten Brustkrebsmedikament Tamoxifen verbessern soll. Ziel ist es, das Rückfallrisiko von Brustkrebspatientinnen zu senken. Die individuelle genetische Ausstattung von Brustkrebspatientinnen beeinflusst die Therapie mit Tamoxifen. Indem das Erbgut berücksichtigt wird, soll die neue Arzneimittelform bei betroffenen Patientinnen eine Therapieoptimierung bewirken.
Individuelle Erbanlagen beeinflussen ebenfalls bei zahlreichen anderen Medikamenten, ob diese stärker oder schwächer wirken – oder unterwünschte Nebenwirkungen auslösen. Deswegen hat das IKP einen sogenannten „DNA-Medikamentenpass“ entwickelt. Dafür wird bei neuen Patientinnen und Patienten das Genom auf 50 Genvarianten untersucht, die Einfluss auf 39 häufig verwendete Medikamente haben. Die Ergebnisse, die lebenslang gültig sind, werden als Medikamentenpass in einer App gespeichert. Damit können Ärztinnen und Ärzte ihre Therapien individuell anpassen. In einer viel beachteten, im Frühjahr 2023 im Fachmagazin Lancet veröffentlichten Studie, konnten die Forschenden des IKP in Kooperation mit einem internationalen Team zeigen, dass sich durch den Medikamentenpass die Nebenwirkungen bei Patientinnen und Patienten um 30 Prozent reduzieren lassen. Der DNA-Medikamentenpass ist derzeit in Deutschland nur am Robert-Bosch-Krankenhaus Standard.
„Unsere Aufgabe ist es, Wissen bei entsprechender Evidenzlage frühzeitig in die Klinik einzubringen und dadurch die Arzneimitteltherapie für Patientinnen und Patienten zu verbessern”, sagt Prof. Dr. Matthias Schwab, Leiter des IKP, „wir sind Dienstleister für den Menschen.“
Von der Forschung in die Praxis
Als gemeinsame Institutionen des Bosch Health Campus arbeiten das Dr. Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie und das Robert-Bosch-Krankenhaus eng zusammen. So fließen die wissenschaftlichen Erkenntnisse direkt in die Therapie von Patientinnen und Patienten ein. „Mit dem IKP als etabliertem und international renommiertem Forschungsinstitut können wir Translation am Bosch Health Campus aktiv leben“, sagt Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer des Bosch Health Campus, „denn durch die enge Verzahnung von Forschung und Behandlung bringen wir, schneller als andere Forschungseinrichtungen, wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Praxis.“
Weltweit führende Forschungsinstitute wie die Karolinska Universität in Schweden, das Leiden University Medical Center in den Niederlanden oder das St. Jude’s Children’s Hospital in den USA sind langjährige Kollaborationspartner des IKP. In Deutschland ist das Institut in zahlreichen Netzwerkkonsortien vertreten. Seit 2023 ist es Teil des neuen Standorts des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) SüdWest.
Am 7. September veranstaltet das IKP zum 50-jährigen Jubiläum ein Fachsymposium unter dem Motto „From Bench to Bedside – Personalized Medicine as Key to Targeted Therapy“. Geladen sind nationale und internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie der renommierte US-Mediziner und Pharmakologe Prof. Dr. Dan Roden und der Vorstandsvorsitzende der Charité Berlin, Prof. Dr. Heyo Kroemer.
Die Gründung des Forschungsinstituts im Jahr 1973 geht auf eine Spende von Dr. Margarete Fischer-Bosch zurück, der ältesten Tochter von Robert Bosch. Auf Empfehlung des Chemie-Nobelpreisträgers Adolf Butenandt setzte sie auf die Klinische Pharmakologie als Forschungsrichtung. Selbst Naturwissenschaftlerin, wollte Margarete Fischer-Bosch außerdem den Menschen stärker in den Mittelpunkt der pharmakologischen Forschung rücken.