Pressemeldung

„Es wird Zeit für eine attraktive und zukunftssichere Pflege!“

Übertragung von Heilkundetätigkeiten, bessere Bildung und Arbeitsbedingungen sowie politische Mitbestimmung – das fordert der Deutsche Pflegerat e.V. für die Pflege. Präsidentin Christine Vogler machte das heute auf dem Deutschen Pflegetag deutlich. Eine aktuelle forsa-Umfrage zum Thema Pflege im Auftrag des Bosch Health Campus stützt die Positionen.

„Seit vielen Jahren richten wir uns wieder und wieder mit Forderungen an die Bundesregierung und zeigen den Handlungsbedarf auf, um die Pflege zukunftssicher zu machen. Und diese Forderungen sind begründet – durch nationale und internationale Studien, durch Beispiele aus anderen Ländern und mit sorgenvollem Blick auf die demografische Situation.“ Diese Worte richtet Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates e.V., zur Eröffnung des zehnten Deutschen Pflegetages am 28. September 2023 an die rund 2.000 Teilnehmenden vor Ort in Berlin und an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, den Schirmherrn der Veranstaltung.

„Wir müssen das Potenzial der beruflich Pflegenden nutzen, um die Pflege- und Gesundheitsversorgung zu sichern. Das ist der wesentliche Baustein für eine nachhaltige und krisenfeste Versorgung“, betonte sie schon zuvor in der Pressekonferenz. „Die Fachkräftesicherung in der Pflege ist der Schlüssel für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und damit für unsere Demokratie. Die gesellschaftliche Haltung zum Thema Pflege muss sich entscheidend ändern.“

Die vier Forderungen des Deutschen Pflegerates e.V. (DPR) lauten:

1. Es braucht mehr Befugnisse für Pflegefachpersonen.

Die gesundheitliche Versorgung lässt sich nur verbessern, wenn Pflegefachpersonen ihren Beruf im Bereich von pflegerischer Diagnostik, Therapie und Betreuung souverän ausüben können. Die Übertragung von Heilkundetätigkeiten ist dabei unerlässlich und in anderen Ländern schon lange selbstverständlich. „Wir müssen moderne und versorgungsrelevante neue Berufsbilder wie die Community Health Nurse oder die Schulgesundheitspflege einführen“, sagt Christine Vogler. „So schaffen wir Perspektiven, mit denen wir Pflegefachpersonen im Beruf und in Deutschland halten können.“ Unterstützt wird ihre Forderung durch die Ergebnisse der aktuellen forsa-Umfrage „Pflege: Neue Rollen der Pflege in der Primärversorgung“ im Auftrag der Bosch Health Campus GmbH, einer Einrichtung der Robert Bosch Stiftung, die anlässlich des Deutschen Pflegetages stattfand: 73 Prozent der Befragten stimmten voll und ganz (22 %) oder eher (51 %) zu, dass mehr Verantwortung an Pflegefachpersonen übertragen werden sollte.

2. Es braucht durchlässige und bundesweit gültige Pflegebildungsstrukturen.

Es kommt auf gute Bildungsmöglichkeiten für alle an, die im Bereich Pflege professionell tätig sind – von der Pflegefachassistenz bis zur Professur. „Der Föderalismus wirkt hier wie eine Bremse“, so die Präsidentin des Deutschen Pflegerates. „Es führt kein Weg daran vorbei, Weiterbildungsangebote und Studiengänge an Hochschulen auszubauen.“ Auch 92 Prozent der Bevölkerung halten Förderprogramme für die Ausbildung von Pflegepersonal laut forsa-Umfrage für hilfreich, um die aktuelle Situation in der Pflege zu verbessern.

3. Die Pflege muss mehr an den politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden.

„Nicht Politiker:innen oder Ärzt:innen, nur beruflich Pflegende kennen den Arbeitsalltag in der Praxis“, betont Christine Vogler. „Sie wissen deswegen, welche Maßnahmen wirklich helfen, um die professionelle Pflege voranzubringen.“ Aus diesem Grund sind Selbstverwaltungsstrukturen im Bund und in allen Ländern in Form von Pflegekammern ein wichtiger Schritt, den die Politik gehen muss.

4. Die Arbeitsbedingungen müssen sich umfassend verbessern.

Dem Fachkräftemangel in der Pflege lässt sich nur mit besseren Arbeitsbedingungen begegnen. Der Deutsche Pflegerat fordert deswegen 4.500 Euro Einstiegsgehalt. Zudem sollen sich weitere Lohnbestandteile an den Qualifikationen und Arbeitsbereichen der Pflegefachpersonen orientieren. „Außerdem müssen wir die Voraussetzungen schaffen, dass Pflegefachpersonen auch unter erschwerten Bedingungen gut arbeiten können“, sagt Christine Vogler. Damit meint sie unter anderem, Personalbemessungsverfahren konsequent umzusetzen, Bürokratie auf das absolut Notwendige zu reduzieren sowie überflüssige und doppelte Kontrollen zu vermeiden. In der Bevölkerung befürworten laut forsa-Umfrage 91 Prozent eine bessere Bezahlung des Pflegepersonals und 79 Prozent eine Festlegung verbindlicher Personalbemessungsgrenzen. „Durch eine solche Verbesserung der Arbeitsbedingungen lassen sich Berufsrückkehrer:innen gewinnen und Teilzeitbeschäftige überzeugen, ihre Stundenzahl auszuweiten“, davon ist Christine Vogler überzeugt. Auch Pflegefachpersonen aus dem Ausland müssen verstärkt in den Blick genommen werden. Sie brauchen eine nachhaltige Begleitung und weniger bürokratische Hürden im Anerkennungsverfahren.

Die Ergebnisse der forsa-Umfrage zeigen zudem, dass die Bevölkerung – zumindest bislang – Zweifel an einer gelungenen Umsetzung dieser Aspekte hat: 92 Prozent der Befragten vertrauen nicht darauf, dass die Politik in Zukunft eine qualitativ hochwertige und bezahlbare pflegerische Versorgung für alle Bürger:innen sicherstellt. Nur sieben Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Politik für die Aufgaben der pflegerischen Versorgung  vorbereitet ist. Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer der Bosch Health Campus GmbH, schlussfolgert: „Der Großteil der Bevölkerung ist bereit, sich in der Gesundheitsversorgung stärker auf die Kompetenzen von Pflegefachkräften zu verlassen. Und gute Konzepte liegen auf dem Tisch. Jetzt benötigen wir eine nachhaltige Aufwertung der Pflegeberufe durch die Politik. Deutschland muss wegkommen von einer ‚Projektitis‘ hin zu flächendeckenden stabilen Rahmenbedingungen.“

Auch Jürgen Graalmann, Geschäftsführer und Organisator des Deutschen Pflegetages, unterstützt die Forderungen des Deutschen Pflegerates: „Die Zukunft der Pflege entscheidet sich jetzt! Angesichts der enormen und wachsenden Herausforderungen wird das bisher Erreichte ganz sicher nicht reichen. Wir müssen uns aber nicht nur politisch, sondern vielmehr als gesamte Gesellschaft, fragen, was uns Pflege im wahrsten Wortsinn wert ist. Es braucht eine Zeitenwende und einen Wumms auch in der Pflege!“

Bildmaterial vom Deutschen Pflegetag finden Sie auf der Website des Deutschen Pflegetages.

Pressekontakt

Cornelia Varwig
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bosch Health Campus
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