Medizinstudenten und Pflegeschüler als Team
Sebastian Friedrich arbeitete während seines Medizinstudiums im Tandem mit einer Pflegeschülerin. Und lernte dabei Dinge, die ihm die Uni nicht vermittelt hätte. Das Projekt „Operation Team“ will Verständnis zwischen Fachkräften in Gesundheitsberufen fördern – und damit die Versorgung von Patienten verbessern.
Intensive zwei Wochen: Sebastian Friedrich war Teil der IPAPÄD, der „Interprofessionellen Ausbildungsstation in der Pädiatrie“ am Universitätsklinikum Freiburg.
Es war einer meiner ersten Tage als Medizinstudent im Praktischen Jahr auf der Kinderstation „Schatzinsel“ im Freiburger St. Josefskrankenhaus. Der Urinbeutel wollte einfach nicht halten. Immer wieder lösten sich die Klebestreifen, sobald das zweijährige Mädchen durch das Krankenzimmer lief. So habe ich am eigenen Leib erfahren, wie aufwendig und zeitintensiv das Einsammeln einer Urinprobe sein kann. Geholfen hat mir dabei Carmen, eine Pflegeschülerin. Carmen und ich waren Teil der IPAPÄD, der „Interprofessionellen Ausbildungsstation in der Pädiatrie“. An diesem Projekt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg können Medizinstudierende und Pflegeschülerinnen und -schüler zwei Wochen lang teilnehmen. Carmen und ich hatten dabei die gemeinsame Verantwortung über vier kleine Patientinnen und Patienten.
Mit Netz und doppeltem Boden
Jeden Morgen schnappten wir uns die Akten, studierten gemeinsam die Laborwerte. Dann sind wir zusammen auf Visite gegangen, aber nicht als Pflegeschülerin und Medizinstudent, sondern als Team. Gemeinsam haben wir die Kinder und deren Eltern nach Problemen und Bedürfnissen gefragt. Die Untersuchungen und Behandlungen haben wir ebenfalls zusammen durchgeführt.
Täglicher Ablauf: Laborwerte studieren, auf Visite gehen, Patienten behandeln – niemals allein, immer im Team mit den Pflegekräften.
Dabei habe ich unheimlich viel gelernt, vor allem über die alltäglichen praktischen Abläufe auf einer Krankenstation. Darüber wissen die Pflegekräfte viel mehr als wir Medizinstudierenden – trotz jahrelangen Studiums. Weil ich mir auf der IPAPÄD viele Tätigkeiten der Pflegekräfte anschauen und selber ausprobieren konnte, weiß ich heute, welche Konsequenzen meine Anordnungen haben.
„Warum ordnet der Mediziner etwas an, wieso geht die Pflege so vor?“
Ärzte delegieren viele Aufgaben an die Pflege, zum Beispiel das Inhalieren oder die Kontrolle von Verbänden. Dabei ist es wichtig, mehr über die Hintergründe zu wissen. Warum ordnet der Mediziner etwas an, wieso geht die Pflege so vor? Im Programm war jeden Tag eine halbe Stunde zur Reflexion reserviert. Für mich eine ganz wichtige Erfahrung. Da kamen alle Teilnehmer und Betreuer zusammen. Gemeinsam haben wir geschaut, was in den vergangenen 24 Stunden gut lief und was nicht. IPAPÄD war für mich wie ein vorgezogener Berufsstart – mit Netz und doppeltem Boden.
Verantwortung übernehmen, etwas ausprobieren – und die Angst verlieren, auch mal Fehler zu machen. Auch das hat Sebastian gelernt.
Ich konnte Verantwortung übernehmen, durfte in einem geschützten Raum arbeiten, etwas ausprobieren – und auch Fehler machen, ohne dass ein Patient zu Schaden gekommen wäre. Denn natürlich wurden wir die ganze Zeit von unseren pflegerischen und ärztlichen Betreuern genau beobachtet. Und konnten sie jederzeit um Rat und Hilfe bitten. Seit Anfang August arbeite ich nun im St. Josefskrankenhaus auf einer anderen Kinderstation als Assistenzarzt.
Wertvolle Erfahrung des IPAPÄD: Teamplayer kommen bei allen gut an. Auch bei den Patienten und deren Eltern.
Dank IPAPÄD habe ich mich hier gleich als Mitglied eines Teams und nicht als Einzelkämpfer verstanden. Ich versuche weiterhin, Rückmeldungen an die Pflege zu geben und einzuholen. Was macht ihr gerade, was braucht ihr vielleicht an Zeit und Unterstützung? Kann mir vielleicht einer mal dieses und jenes erklären? Ich habe das Gefühl, das kommt nicht nur bei den Kollegen super an. Wenn Ärzte und Pfleger gut zusammenarbeiten, ist das auch gut für die kleinen Patienten und deren Eltern.